Leseempfehlungen unserer Bibliothek

Stiller Studienort mit Blick auf Sankt Peter

Leseempfehlungen

Die Münchener Dombuchhandlung wirbt großartig für unsere Bücher. Danke! In der Auslage stehen „Macht und Mobilisierung. Der politische Aufstieg des Papsttums“ und „Altar und Kirche. Prinzipien christlicher Liturgie“. Dahinter erkennt man die spätgotische Backsteinfassade der Münchner Liebfrauenkirche. Schnappschuss von Ignacio García.

eine Rezension des ev. Theologen Markus Schmidt (Leipzig)

Die Libreria Editrice Vaticana hat einen wahrhaft opulenten, großformatigen 554-seitigen Band im Auftrag des Staatssekretariats herausgegeben. Autor ist Dominique Henneresse. Behandelt werden die Ordensdekorationen - Pius-Orden, Gregorius-Orden, Silvester-Orden, Heilig-Grab-Orden u.a. - von Pius VII. bis Franziskus I. Behandelt werden aber auch goldene Rose, Schwert (Stocco) und Hut (Berrettone), ferner Kommemorativmedaglien. Der band ist mit 1370 (!) Abbildungen der Orden, aber auch der Ordensträger und der Verleihungsurknden ausgestattet. Hartmut Benz wird den Band ausführlich für die Römische Quartalschrift rezensieren. Zweifellos ist der Band dringend für jede kirchengeschichtliche Bibliothek anzuraten. Er ist in Französisch (48,-) und Englisch (64,-) erhältlich.

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Es ist selten, dass ein scheinbar so abgelegenes Thema wie die spätrömische Landwirtschaft in die 2. Auflage geht. Marco Johannes Bartoldus hat seine Augsburger Dissertation (2008) überarbeitet vorgelegt (2014). Tatsächlich ist ihm ein Grundlagenwerk gelungen, in dem viele knifflige Details des Ackerbaus und der Viehhaltung anhand der Schriften des gallorömischen Aristokraten Palladius (um 400-470) ausgebreitet werden: im Grunde ein Vademecum der ökologischen Landwirtschaft, aber auch der Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte.

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Prof. Dr. Josef Meyer zu Schlochtern, langjähriger Rektor der Theologischen Fakultät Paderborn und Mitglied der Görres-Gesellschaft, hat 2014 ein opulentes Werk über die 400-jährige Geschichte der theologischen Ausbildung in Paderborn, angefangen von der Jesuitenuniversität 1614, herausgegeben. Darin wird nicht nur die Rolle der Jesuiten kritisch beleuchtet, sondern auch der Übergang von der "Theodoriana" zum fürstbischöflichen Universitätshaus und zur philosophisch-theologischen Lehranstalt des 19. Jahrhunderts nachgezeichnet.

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Prof. Dr. Stefan Samerski, der Kirchengeschichte in München und Berlin lehrt, macht in seinem Buch "Deutschland und der Heilige Stuhl: Diplomatische Beziehungen 1920-1945" darauf aufmerksam, dass sich die diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und dem Heiligen Stuhl 2020 zum 100. Mal jähren. In seiner Studie behandelt Samerski die Grundlagen des Staat-Kirche-Verhältnisses und der konkreten Kirchenpolitik seit der Zwischenkriegszeit bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Er zeichnet die herausragenden Bedeutung Eugenio Pacellis, des späteren Pius XII., in dieser hoch brisante Phase deutscher Geschichte akribisch nach. 

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PD Dr. Frank Sobiech, häufiger Gastforscher am RIGG, erhielt am 8. Dezember den Ignaz-Theodor-Liborius-Meyer-Preis des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens im Alten Kapitelsaal des Erzbischöflichen Generalvikariats in Paderborn überreicht. Bereits am 15. Oktober erhielt Sobiech den Friedrich-Spee-Förderpreis der Friedrich-Spee-Gesellschaft Trier e.V. Seine neueste Publikation handelt über den Trierer Jesuiten Friedrich Spee (1591-1635) und ist in Englisch erschienen. Darin geht es um die Rolle der Jesuiten in den Hexenprozessen und ihre Gefängnisseelsorge. Leider hat man den griffigen Haupttitel "Torture and Confession" in der Endfassung aufgegeben. Das Buch erscheint als 80. Band der Bibliotheca Instituti Historici Societatis Jesu.

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So wenig populär Militärgeschichte ist, so wichtig ist es doch, sich mit dem Krieg zu befassen, um den Frieden zu bewahren. Päpste haben immer auch als Herren des Kirchenstaats Kriege geführt, Todesurteile verhängt und Mauern gebaut. Das gehörte zu ihrem Geschäft als Staatmonarchen. Den Kirchenstaat wollte sich Pius IX. (1846-1878) nicht einfach so von den kriegstreibenden Italienern im nationalistischen Einheitsrausch des Risorgimento nehmen lassen. Tatsächlich wurden seit 1860 von den päpstlichen Truppen Verteidigungs- und Rückzugskämpfe geführt.

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Das Regensburger Institut Papst Benedikt XVI. hat in drei Bänden der "Gesammelten Schriften" (Band 14, 1-3) mit insgesamt 2152 Seiten 382 Predigten Joseph Ratzingers (bevor er Papst wurde) herausgegeben. Dazu kommen noch 109 Predigten, die in anderen Bänden der "Gesammelten Schriften" bereits veröffentlicht wurden. Es liegen also annähernd 500 Predigten von Ratzinger vor: für Festzeiten, Sonntage, Heiligenfeste und besondere Anlässe. Damit ist eine wahre Goldmine erschlossen, ein Vademecum eines jeden Predigers, aber auch ein Trost- und Erbauungsbuch für alle Gläubigen in homiletischen Dürrezeiten und pastoraler Vereinsamung. Zwei Predigten vom 8. Dezember 1997 und 2004, die Ratzinger am Campo Santo Teutonico hielt, finden sich in Bd. 2, S. 1141-1151. Es wäre sehr zu wünschen, wenn man daraus auch ein Hörbuch machen oder etwa regelmäßig die Ratzinger-Predigten in EWTN oder anderen Sendern vortragen könnte. Unglücklich ist allerdings der Umstand, dass den Bänden kein Ortsregister beigefügt ist, aus dem die Orte und Institutionen, wo die Predigten gehalten wurden hervorgehen; diese Informationen sind in den editorischen Hinweisen versteckt. Die "Gesammelten Schriften" Ratzingers erscheinen auch auf Englisch, Spanisch, Portugiesisch, Italienisch und Polnisch. 

Enrico Cattaneo, der sich seit Jahrzehnten mit Themen des priesterlichen Dienstes in der Frühen Kirche befasst (I ministeri nella Chiesa antica, 1997), hat jüngst einige seiner Aufsätze zu dem Büchlein "Il servizio ministeriale. Rifflessioni dei Padri della Chiesa" zusammengestellt. Cattaneo gehört zu den historisch kompetenten Jesuiten, die bewundernswert kluge Bücher schreiben. So sind auch diese 11 Beiträge unideologisch, präzis und klar. Sie widmen sich einzelnen Autoren oder Schriften und arbeiten bestimmte Aspekte heraus: Bischöfe, Presbyter, Idealvorstellungen von Priestertum, dekadente und korrupte Bischöfe, Lob der Enthaltsamkeit, Armut, Predigt, freimütige Kritik, Lektorenamt.  

Isa Vermehren (1918-2009), die ich mehrfach in Bonn persönlich kennenlernen durfte, war nicht nur eine bekannte Kabarettistin der Berliner "Katakomben", sondern dabei auch eine mutige Kritikerin der Nazi-Diktatur, wofür sie ins KZ Ravensbrück kam. Sie konvertierte zum katholischen Glauben, wurde Ordensschwester (Sacre Coeur) und unterrichtete viele Jahre als Lehrerin in Bonn-Pützchen. Jetzt liegen ihre Tagebücher 1950-2009 vor. Isa Vermehren war eine kluge Beobachterin ihrer Zeit und selbstbewusste Glaubensmahnerin angesichts der Ideologisierung und des Niedergangs der katholischen Kirche in Deutschland. Man könnte sie in dieser Hinsicht als die deutsche "Mother Angelica" bezeichnen.

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