Leseempfehlungen unserer Bibliothek

Stiller Studienort mit Blick auf Sankt Peter

Leseempfehlungen

Judith Schepers hat mit ihrem Buch Streitbare Brüder. Ein parallelbiographischer Zugriff auf Modernismuskontroverse und Antimodernisteneid am Beispiel von Franz und Konstantin Wieland (Schöningh, 2016) ein faszinierendes Buch über zwei Priesterbrüder des Bistums Augsburg vorgelegt, die beide mit großen Hoffnungen begannen, dann aber aufgrund ihrer wissenschaftlichen Publikationen in Konflikt mit dem kirchlichen Lehramt gerieten. Franz Wieland ging nach seiner Kaplanszeit in Schrobenhausen an den Campo Santo Teutonico, um zu promovieren (1897-1900).

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Erstmals ist eine eigenständige italienische Monographie über den Campo Santo Teutonico erschienen ("Il Camposanto teutonico"), und zwar in dem großen Verlag Pagine. Autoren sind Marco R. Bettoni Pojaghi und Cristina Cumbo. Der Band geht gewissermaßen von außen, aus italienischer Sicht auf diesen Ort zu, der dem italienischen Publikum kaum bekannt ist. Bettoni Pojaghi leitet das Centro Studi Bettoni Pojaghi in Rom, das eine deutsch-italienische Bibliothek - Biblioteca Italo-Tedesca a Villa Torlonia - unterhält. Cristina Cumbo hat am Päpstlichen Institut für Christliche Archäologie studiert.

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In der Regel rümpfen die Zeitgenossen die Nase, wenn sie vom Domkapitel hören, und halten das für eine überflüssige Einrichtung. Dabei wird die überragende Bedeutung der Dome für die Seelsorge in den Bischofsstädten bei weitem unterschätzt. Es ist ein modernes Vorurteil, nur Pfarrer oder Ordensleute seien Seelsorger, denn über Jahrhunderte hinweg waren gerade die Domherren das Rückgrat der kirchlichen Pastoral, Bildung und Kultur und haben gerade in diesen Bereichen viel investiert. In heutigen Zeiten der Pfarrschließungen sollte man sich daran wieder erinnern. Daher ist es äußerst begrüßenswert, wenn nun ein Buch  über Das Domkapitel Trier im Mittelalter und in der frühen Neuzeit (2018) erschienen ist (hg. von Domprobst Werner Rössel).

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Prof. Massimiliano Ghilardi (Istituto Nazionale di Studi Romani), umtriebiger Erforscher des barocken Märtyrerkults, präsentiert in seiner Studie unter dem schönen Titel "Il Santo con due piedi sinistri" (LuoghInteriori 2019) eine sensationelle Entdeckung: Die technisch und anatomisch perfekte Rekonstruktion der Märtyrer aus ihren bloßen Knochen mittels einer völlig neuen Methode, der Wachsplastik (heute würde man wohl sagen: Wachsplastifizierung) geht nicht auf von Hagens zurück, sondern auf den toskanischen Chirurgen Antonio Magnani.

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Dr. Wolfgang Picken, langjähriger Pfarrer in Bonn-Bad Godesberg, jetzt in Bonn-Zentrum, richtet mit seinem Buch WIR - Die Zivilgesellschaft von morgen einen allarmierenden Appell an all jene, denen die Zukunft der deutschen Gesellschaft am Herzen liegt. Es ist eine packende, zugleich schonungslose Analyse einer vor dem Kollaps stehenden Zivilgesellschaft. Picken kennt die Wirklichkeit aus seiner seelsorglichen Erfahrung. Zugleich schreibt er völlig uneitel von jenen Perspektiven, die ihm wichtig sind und in denen er aufgrund seiner eigenen Erfahrungen eine Möglichkeit sieht, doch noch eine Wende zu schaffen. Alles entscheidend ist der gesellschaftliche Zusammenhalt an der Basis. Das Buch ist unbedingt empfehlenswert.

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Der Kunst- und Architekturhistoriker Fabian Pius Huber hat im Kunstverlag Josef Fink seine reich illustrierte Geschichte der Theatinerkirche publiziert: Mut zu prächtigen Dingen. Die Theatinerkirche in München.  Dieser Bau - ursprünglich die Hofkirche der Wittelsbacher - gehört zu den bedeutendsten Kirchen Münchens und wurde maßgeblich für die Barockarchitektur nördlich der Alpen. Somit ist die Theatinerkirche ein Musterbeispiel der zentralen Bedeutung Roms und römischer Reformtheologie in den katholischen deutschen Landen in der Neuzeit. Huber wertet umfassend die Quellen aus und liefert somit eine erschöpfende und überaus kenntnisreiche Gesamtdarstellung, die weite kulturhistorische Einsichten liefert. 

Im Mai erscheint pünktlich das Doppelheft 3-4 des Jahrgangs 113 (2018) der Römischen Quartalschrift mit folgenden Beiträgen:

  • Christian Gnilka: Simon Magus und die römische Petrustradition
  • Klaus Martin Girardet: Kaiser Gratian - letzter Träger von Amt und Titel eines pontifex maximus
  • Christopher Kast: Essen im Konklave
  • Rainer Decker: Bischof Alois Hudal und die Judenrazzia in Rom
  • Maik Schmerbauch, Hubert Jedin - Leiter der "Arierabteilung"
  • Stefan Samerski: Die Popularisierung des Papstes - Pius XII. 

Hinzukommen sieben Buchrezensionen.

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Was ist ein Sanpietrino? Ein "kleiner" Arbeiter im knochentrockenen Weinberg des Vatikans, ein Dienstleister per Hand, ein Anpacker, Möbelschlepper, Sachenreparierer, Aufpasser, Handwerker für dies und jenes und alles. Massimo Bonanni, der noch jüngst die uralten Möbel des RIGG, auf denen sich mutmaßlich schon Anton de Waal, Franz Joseph Dölger und Theodor Klauser geräkelt haben, sozusagen neu gemacht hat, brachte nun seine Erinnerungen als Sanpietrino im Dienst von fünf Päpsten von Paul VI. über Johannes Paul I., Johannes Paul II. und Benedikt XVI. (hier Leseprobe) bis zur amtierenden Heiligkeit zu Papier: "Un Sanpietrino al servizio di cinque papi" (2019). 

Signor Massimo erzählt sein Leben aus dem Innersten des Vatikans von seiner Aufnahme bis zu seiner Pensionierung. Er schildert die Aufgaben der Sanpietrini, ihren Tagesablauf, die technische Entwicklung und viele wichtige Aktionen, etwa während der Heiligen Jahre. Dazu ist der Band reich bebildert. Das Buch gehört in jede "Vatikanisten-Bibliothek", dürfte aber schwer zu beschaffen sein (Edizioni Tipografia Marina, ISBN 978-88-943379-5-2). 

 

Man kann vieles über Jerusalem lesen. Wir haben neulich schon auf Nikodemus Schnabels (deutscher Benediktiner auf dem Sion) Buch Zuhause im Niemandsland hingewiesen. Aber wer das genuine, frühchristliche, frühbyzantinische Jerusalem kennen lernen will, jene pulsierende Heilige Stadt, deren Rythmus nicht durch Tourismus, sondern durch Liturgie und Gottesdienst bestimmt wurde, der muss sich an eine Frau wenden: die "Pilgernonne" Egeria, die gegen Ende des 4. Jahrhunderts drei Jahre lang von einer Kirche zur anderen gepilgert ist und minutiös alles beschreibt.

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Michael Lapidge hat in seiner jüngsten Veröffentlichung The Roman Martyrs 40 römische Märtyrerlegenden der Spätantike und des frühen Mittelalters ins Englische übersetzt und kommentiert. Der Band mit 733 Seiten stellt eine wichtige Hilfe für künftige Studien dar. Allerdings bietet Lapidge keinen lateinischen Text und folgt keineswegs einer einzigen Handschrift, sondern mischt zuweilen die Texte, so dass die Textgrundlage im Detail nicht nachvollziehbar ist. Immerhin stellt er jeder Legende eine Einleitung voran, in der er auch die Text-Problematik behandelt. Insgesamt handelt es sich um ein sehr gründlich gearbeitetes Werk mit wissenschaftlichem Anspruch. Lapidge hat auch die Veröffentlichungen des Pontificio Istituto di Archeologia Cristiana ausführlich berücksichtigt und nimmt sogar deutsche Publikationen zur Kenntnis.