Leseempfehlungen unserer Bibliothek

Stiller Studienort mit Blick auf Sankt Peter

Leseempfehlungen

"Le finanze del papa" lautet der Titel eines 2016 erschienenen Buches von Pier Virginio Aimone, emeritierter Professor für Kirchenrecht in Fribourg und Gastprofessor an der Urbaniana in Rom. Aimone besucht häufig die Görres-Vorträge. Er ist bekannt als Spezalist mittelalterlichen Kirchenrechts. Das Buch behandelt die Vatikanfinanzen seit dem Lateranverträgen (1929) bis Franziskus. Authentische Zahlen standen dem Verfasser leider kaum zur Verfügung. Hingegen schildert er vor allem die Finanzbehörden, die Kostgänger, die strukturellen Probleme und die Finanzpolitik der letzten hundert Jahre, also etwa Investitionen. Dabei ist zu unterscheiden zwischen dem Apostolischen Stuhl und dem Vatikanstaat. Wichtige Fragen sind der Personalstand, die Immobilien und die Finanzgeschäfte. Für deutschsprachige Interessierte sei auch auf das Buch von Hartmut Benz, Finanzen und Finanzpolitik des Heiligen Stuhls (1993) hingewiesen.

Aimone, Le finanze del papa   

Das Bruderschaftsbuch der Anima gehört zu den wichtigsten Archivalien des Kollegs der Anima an der Piazza Navona. Es enthält von den Anfängen 1448/49 bis heute die Namen der Mitglieder dieser Bruderschaft. Pia Mecklenfeld aus Osnabrück, Mitglied der Görres-Gesellschaft, hat 2014/15 im Romseminar am Angelicum ein Referat über die Anima hielt und stieß dabei auf ihr Thema. Sie wurde 2018 von der Universität Osnabrück promoviert (Prof. Dr. Thomas Vogtherr). Die grundlegende Studie wird am 12. Oktober als 66. Supplementband der Römischen Quartalschrift in den Handel kommen (416 Seiten, ca. 65,-).

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Mathias Mütel, 2010 bis 2012 Assistent am RIGG und inzwischen Bildungsverantwortlicher des Bistums Basel, hat 2017 im Schöningh-Verlag seine Dissertation zum Thema "Mit den Kirchenvätern gegen Martin Luther? Die Debatten um Tradition und auctoritas patrum auf dem Konzil von Trient" veröffentlicht. Der prächtig eingebundene Band (mit Lesefähnchen!) in der roten Reihe "Konziliengeschichte", herausgegeben von Peter Bruns und Thomas Prügl, umfasst 357 Seiten. Das Buch steht in der langen Reihe der Trient-Forschungen der Görres-Gesellschaft. Ein langes Kapitel befasst sich etwa mit dem schon von Hubert Jedin am Campo Santo Teutonico erforschten Girolamo Seripando.

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Der Petersdom ist um ein weiteres Kunstwerk reicher: Ein überlebensgroßer Holz-Kruzifixus (2,15 m.), dessen ursprüngliche, extrem naturalistische Bearbeitung und Farbgestaltung über viele Jahrhunderte unter mehreren Übermalungen verborgen war. 2015-2016 wurde das Kreuz restauriert und inzwischen an der linken Wand der Sakramentskapelle (und damit zumindest für Gläubige zugänglich) aufgehängt. Es stammt aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, von der Hand eines unbekannten Künstlers, und ist damit eines der bedeutendsten Großkreuze überhaupt.

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Michael Feldkamp (Berlin) hat zwölf Aufsätze zur Kirchengeschichte der frühen Neuzeit und zur Geschichte des politischen Katholizismus in Deutschland zusammengestellt. Sie befassen sich mit der Säkularisierung von Bistümern im Zuge der Reformation - darüber hat Feldkamp in Rom einen faszinierenden Görres-Vortrag gehalten - oder auch in der napoleonischen Ära. Von besonderem Interesse sind die Ausführungen zur Entwicklung des Amtes des Weihbischofs sowie die (aus dem Zeitrahmen fallende) Studie über einen Stasi-Agenten im Vatikan. Es gibt kaum einen Historiker, der so interessante Themen zur neueren Kirchengeschichte anpackt wie Feldkamp. Lesenswert!

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Judith Schepers hat mit ihrem Buch Streitbare Brüder. Ein parallelbiographischer Zugriff auf Modernismuskontroverse und Antimodernisteneid am Beispiel von Franz und Konstantin Wieland (Schöningh, 2016) ein faszinierendes Buch über zwei Priesterbrüder des Bistums Augsburg vorgelegt, die beide mit großen Hoffnungen begannen, dann aber aufgrund ihrer wissenschaftlichen Publikationen in Konflikt mit dem kirchlichen Lehramt gerieten. Franz Wieland ging nach seiner Kaplanszeit in Schrobenhausen an den Campo Santo Teutonico, um zu promovieren (1897-1900).

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Erstmals ist eine eigenständige italienische Monographie über den Campo Santo Teutonico erschienen ("Il Camposanto teutonico"), und zwar in dem großen Verlag Pagine. Autoren sind Marco R. Bettoni Pojaghi und Cristina Cumbo. Der Band geht gewissermaßen von außen, aus italienischer Sicht auf diesen Ort zu, der dem italienischen Publikum kaum bekannt ist. Bettoni Pojaghi leitet das Centro Studi Bettoni Pojaghi in Rom, das eine deutsch-italienische Bibliothek - Biblioteca Italo-Tedesca a Villa Torlonia - unterhält. Cristina Cumbo hat am Päpstlichen Institut für Christliche Archäologie studiert.

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In der Regel rümpfen die Zeitgenossen die Nase, wenn sie vom Domkapitel hören, und halten das für eine überflüssige Einrichtung. Dabei wird die überragende Bedeutung der Dome für die Seelsorge in den Bischofsstädten bei weitem unterschätzt. Es ist ein modernes Vorurteil, nur Pfarrer oder Ordensleute seien Seelsorger, denn über Jahrhunderte hinweg waren gerade die Domherren das Rückgrat der kirchlichen Pastoral, Bildung und Kultur und haben gerade in diesen Bereichen viel investiert. In heutigen Zeiten der Pfarrschließungen sollte man sich daran wieder erinnern. Daher ist es äußerst begrüßenswert, wenn nun ein Buch  über Das Domkapitel Trier im Mittelalter und in der frühen Neuzeit (2018) erschienen ist (hg. von Domprobst Werner Rössel).

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Prof. Massimiliano Ghilardi (Istituto Nazionale di Studi Romani), umtriebiger Erforscher des barocken Märtyrerkults, präsentiert in seiner Studie unter dem schönen Titel "Il Santo con due piedi sinistri" (LuoghInteriori 2019) eine sensationelle Entdeckung: Die technisch und anatomisch perfekte Rekonstruktion der Märtyrer aus ihren bloßen Knochen mittels einer völlig neuen Methode, der Wachsplastik (heute würde man wohl sagen: Wachsplastifizierung) geht nicht auf von Hagens zurück, sondern auf den toskanischen Chirurgen Antonio Magnani.

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Dr. Wolfgang Picken, langjähriger Pfarrer in Bonn-Bad Godesberg, jetzt in Bonn-Zentrum, richtet mit seinem Buch WIR - Die Zivilgesellschaft von morgen einen allarmierenden Appell an all jene, denen die Zukunft der deutschen Gesellschaft am Herzen liegt. Es ist eine packende, zugleich schonungslose Analyse einer vor dem Kollaps stehenden Zivilgesellschaft. Picken kennt die Wirklichkeit aus seiner seelsorglichen Erfahrung. Zugleich schreibt er völlig uneitel von jenen Perspektiven, die ihm wichtig sind und in denen er aufgrund seiner eigenen Erfahrungen eine Möglichkeit sieht, doch noch eine Wende zu schaffen. Alles entscheidend ist der gesellschaftliche Zusammenhalt an der Basis. Das Buch ist unbedingt empfehlenswert.

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