Ein hartnäckiger Wissenschaftsmythos, der sich seit der vorigen Jahrhundertwende eingeschlichen hat und seit den 1980er Jahren die theologische Bühne beherrscht, besteht in der Vorstellung, die Christen hätten sich ursprünglich in allen Städten dezentral in Hausgemeinden organisiert und dort - mehr oder weniger unkoordiniert - im erweiterten Familienkreis die Eucharistie gefeiert. Man hält das für so plausibel, dass niemand mehr fragt, ob es dafür überhaupt stichhaltige Belege gibt. Paulus spricht aber in seinen Briefen gerade nicht, wie immer wieder behauptet wird, von Hausgemeinden mit eigener Eucharistiefeier, und nicht einmal den Begriff "Hauskirche" gibt es im frühchristlichen Sprachgebrauch.
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- Geschrieben von: Stefan Heid
- Kategorie: Römische Notizen