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"Ich aber bin skeptisch, glaube nicht an Prophezeihungen, entferne mich rechtzeitig, wie der Rauch gelb wird und erreiche als erster die Elektrische, ehe sie von den Massen gestürmt wird; dieser mein Rationalismus liess mich dann nachmittags zu Hause bleiben, bei allen letzten Konklaven hatte es lange gedauert! An Pacelli konnte ich nicht im Ernst denken, weil es gegen alle Tradition war, den Staatssekretär zu wählen. Ganz geheuer war es mir zwar nicht.

Ich sagte um 3 dem Bruder an der Pforte, er möge mir telephonieren, falls wider Erwarten etwas passiere. Um 5.30 (also präzis zur Stunde, wo draussen die entscheidende Sfumata stieg), wurde ich unruhig, gehe zu meinem Nachbarn: P. Johannes Müller von Clerf: "ob er wohl schon gewählt sein wird?" aber wir konnten es nicht annehmen! Da, um 6 Uhr, schellt auf dem Gang das Haustelephon für mich; mit dem Rufe "er ist gewählt" stürze ich dran und wirklich, meldet der Bruder, dass ...cker telephoniertr haben, die Wahl sei geschehen.

Ich rase zurück; alarmiere, wen ich noch gerade finde; wir bestellen eine Autodroschke; erst können wir keine finden, dann kommt nur eine; wir hinein (P. Johannes, P. M. Rothenhäusler, P. Radbert Beur und der andere Kirchenhistoriker, ein Franzose); aber das Auto fährt unbeschreiblich langsam; wir kribbeln vor Ungeduld; zweifeln wohl auch noch an der Wahrheit der Nachricht; am Eingang zur Leostadt müssen wir aussteigen; zu Fuss weiter an S. Spirito & am Jesuitengeneralat vorbei; wir sehen die Leute rennen, da rennen auch wir, ich natürlich mit meinen langen Beinen voran;

keine Rücksicht mehr, Professor hin, Professor her, jetzt wird gelaufen; da hallt es schon mächtig vom Platze her: ... qui fecit coelum et terram .... Voran, ums Leben! ist es schon so weit?! Aufatmend komme ich unter den Kolonnaden an und kann noch gerade vor einer Gruppe Soldaten mit Stahlhelm und Gewehr in die Knie sinken und den Segen des neuen Papstes empfangen, aber er war noch nicht fertig mit dem letzten Wort, da bin ich schon auf, an den Soldaten vorbei, auf dem Platze und jubele mit der Menge das Amen; dann bricht der Enthusiasmus der Leute, die bis dahin mäuschenstille waren, los: Klatschen, Rufen, Hut- & Tücherschwenken; ich bin sonst bei solchen Dingen eher reserviert, diesmal war ich aber ganz dabei!"