Päpste konnten es nicht immer vermeiden, Mauern zu bauen. Dazu gehört auch die Rokoko-Friedhofsmauer des Campo Santo Teutonico, an der der endlose Leichenzug von Papst Franziskus vorbeizog. Diese Mauer ließ der Braschi-Papst Pius VI. 1779 errichten, wie es in großen Buchstaben über dem Freidhofseingang zu lesen ist. Sie wurde im vergangenen Jahr restauriert und präsentiert sich nun in makellosem Zustand. 

Aber vor dieser Mauer existierte auch schon eine Mauer (1618) und vor dieser wiederum eine andere (1610). Über diese Vorgängermauern schreibt Rektor Anton de Waal in seiner höchst lesenswerten Geschichte des Campo Santo, die 1896 im Verlag Herder erschienen ist (S. 156f.). Dazu muss man wissen, dass der Campo Santo in unmittelbarer Nähe zum Renaissance-Petersdom auf dessen Südseite liegt:

"Im Jahr 1606 wurde der letzte Rest der alten Peterskirche abgebrochen, um den Dom nach dem Plane Madernas zu vollenden. Damit begann nun die Arbeit in unmittelbarer Nähe unseres Campo Santo, und gar bald hören wir Klagen über Schädigungen, welche die Stiftung dadurch erlitt. Im Sitzungsberichte vom Januar 1610 heißt es:

,Da die Arbeiter und Werkleute am Bau von St. Peter unter der falschen Angabe, dies sei der ausdrückliche Befehl der Cardinalscongregation, die Mauer des Gottesackers gegen die Straße hin abgebrochen und dort die Fundamente für eine Werkstatt zu legen begonnen haben, da jedoch, wie in Erfahrung gebracht wurde, von den Cardinälen ausdrücklich befohlen ist, daß man sich des Arbeite4ns an diesem heiligen und auf der ganzen Welt verehrten Orte enthalte, so sollen zwei Mitglieder des Rathes an die Congregation deputirt werden, auf daß die Mauer wieder aufgeführt und alles in den alten Stand gesetzt werde'.

Diese Schritte scheinen Erfolg gehabt zu haben. 

Einen bedeutenden Verlust an Grundbesitz dagegen erlitt die Stiftung im Jahre 1618, wo Bernini die Fundamentirung des südlichen Glockenthurmes von St. Peter in Angriff nahm. Die Bruderschaft berichtet über die damalige Entweihung des Gottesackers in einer Bittschrift an ihren Cardinal-Protector Borghese in folgender Weise: 

,Ohne Ehrfurcht, ohne thatsächlichen Grund und ohne Erlaubnis [...] haben die Maurermeister die ganze Einfassungsmauer des Campo Santo abgebrochen unter dem Vorgeben, dort Balken und Steine für die Steinmetzen zum Bau von St. Peter deponiren zu müssen. So haben sie, ganz ohne Vorwissen der Bruderschaft, einen großen Theil des Friedhofs in Beschlag genommen und Einfriedungen und andere Einrichtungen niedergerissen. Infolge dessen aber sind, wie man hört, große Hunde dort gesehen worden, welche aus dem Gottesacker Stücke Menschenfleisch von den dort begrabenen Leichen forttrugen'.

Auf diese Eingabe hin erfolgte nun allerdings insofern Abhilfe, als die Profanirung des Gottesackers eingestellt wurde; allein nunmehr ward vom Baucomité die Erweiterung der STraße zwischen der Peterskirche und dem Campo Santo beschlossen. So wurde denn ein ansehnliches Stück des Hospizes und des anstoßenden Terrains, gegen 40 qm, expropriirt, wofür die Bruderschaft eine Entschädigungssumme von 753 Scudi erhielt".