Von Ignacio García Lasurain Bernstorff

Viele Monate nach der medienwirksamen Einführung haben wir es dann doch noch geschafft. An einem sonnigen Oktobertag, während in der Basilika noch die Mittagsmesse stattfand, probierten wir im Innenhof das Eis des Stiftskapitels von Santa Maria Maggiore.

Der Becher ist mit dem Gesicht von Papst Liborius aus dem Mosaik der Benediktionsloggia in derselben Kirche verziert. Die Bänke im Innenhof sind von großen Inschriften von Eugen III. und Gregor XIII. umgeben, wobei sich letztere passenderweise auf das Heilige Jahr 1575 bezieht. Die Terrasse stellt also eine wahre Apotheose der päpstlichen Geschichte als histoire totale in der besten Kombination aus Guizot und Gregorovius dar. 

Die Mischung ist schmackhaft: Zitroneneis mit Orangensirup, bedeckt mit etwas Zimt und Zuckerflocken, die bewusst an die Flocken des Schneewunders des 5. August erinnern. In der intensiven Verwendung von Zitrusfrüchten werden noch einmal ultramontane Erinnerungsorte zitiert (d.h. von hier ausgesehen als Oltralpe), etwa wenn wir uns auf die Reiseberichte von Goethe und Stendhal beziehen.

Die Zitrusfrüchte haben aber auch einen bitteren Beigeschmack, wenn man bedenkt, welcher Grad der Säkularisierung an der Basilika erreicht wurde. Der Rollup lautet „Glaube, Kunst, Geschichte und Tradition verschmelzen in einem erfrischenden Zitronengeschmack mit Orangen-Topping, Zimt und Bassier-Schnee“ („Fede, arte, storia e tradizione si fondono in un fresco gusto di limone con topping all’ arancia, zenzero e nevicata di meringa.”). Es stellt sich doch die Frage, ob
ein solcher Gag die Zerschmelzung des Glaubens bei den Besuchern aufhalten wird.