Engelsburg: Neues aus den Gärten der Agrippina am Vatikan
Von Sascha Priester
Bei Rombesuchern ist die rechte Tiberseite ist - im Gegensatz zum gegenüberliegenden Ufer - nicht gerade wegen groß angelegter Ausgrabungsstätten unter freiem Himmel bekannt. Über die hervorragend konservierten und auch für die Öffentlichkeit zugänglichen Teilstücke der antiken Vatikanischen Nekropolen (unter anderem unter Sankt Peter), den antiken Obelisken auf dem Petersplatz und dem Mausoleum des Kaisers Hadrian (2. Jh.) als Kern des Castel Sant' Angelo (Engelsburg) hinaus, könnte der Eindruck entstehen, dass es hier im Altertum nur wenig Bebauung gegeben habe.
Dass dieser Fleck in der archäologischen Landkarte eher dem Forschungsstand entspricht als der antiken Realität, beweisen die aktuellen Grabungen unter der Piazza Pia. Diese werden von der Soprintendenze Speciale di Roma durchgeführt, unter der Leitung von Daniela Porro; die Koordination liegt bei Dora Cirone und die wissenschaftliche Leitung bei Alessio De Cristofaro.
Unter den Resten einer hochkaiserzeitlichen Walkerei (Fullonica) erfassten die Wissenschaftler drei unterschiedliche Bauphasen, die sie in die Zeit der iulisch-claudischen Dynastie (1. Jh.) datieren.
Besonders eindrucksvoll sind hier die Reste einer Travertinmauer, die einst wohl parallel zum Fluss verlief und als Terrasse eine elegante Portikus trug. Auf einer Wasserleitung aus Blei (Fistula plumbea) steht der Eigentümer dieser luxuriösen Anlage; die im possessiven Genitiv gehaltene Inschrift nennt die Kaisertitulatur des Caligula, der von 37 bis 41 n. Chr. regierte.
Er war der Sohn von Agrippina der Älteren, unter deren Namen das Areal in der Antike berühmt war: die "Gärten der Agrippina".
Um die laufenden Arbeiten unter der Piazza Pia nicht zu blockieren - die dort geplante Unterführung soll pünktlich zum Jubiläumsjahr 2025 fertig gestellt sein - ist eine Präsentation der archäologischen Funde im nahen Areal des Castel Sant'Angelo angedacht.
Inwieweit die monumentalen Baureste durch den Tunnelbau unwiederbringlich zerstört werden oder doch zumindest in Teilen demontiert, versetzt und konserviert werden können, wird sich zeigen.
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- Geschrieben von: Stefan Heid
- Kategorie: Römische Notizen