Johann Peter Kirsch, Direktor des Römischen Instituts der Görres-Gesellschaft und Rektor des Päpstlichen Instiuts für Christliche Archäologie,  beschreibt in einem Brief an den Präsidenten der Görres-Gesellschaft Heinrich Finke den ersten öffentlichen Segen, den Papst Pius XI. nach den Lateranverrträgen (1929) am 25. Mai 1933 am Lateran gab:

"Die Capella papalis heute in S. Giovanni in Laterano war grossartig. Der Lateranplatz und weit hinaus der Platz nach S. Croce zu war schwarz von Menschen für den feierlichen päpstlichen Segen nach der Messe: ein ganz überwältigendes Schauspiel.

In der grossen Apsis an dem Bau der Scala Santa, mit dem Mosaik von Leo III., war ein Altar aufgerichtet, wo während der feierlichen Messe in der Basilika zwei stille Messen im Freien gehalten wurden; die letzte um halb 12 Uhr, unter Assistenz der Germaniker, die auf den hohen Stufen der Apsis standen, und wo ihr rotes Gewand in der strahlenden Maisonne weithin leuchtete.

Zum Sanctus und zur Konsekration wurde durch kurze Trompetenmusik das Zeichen gegeben, so dass die Hunderttausende auf dem Platz folgen konnten.

Der Jubel der Anwesenden, als der Papst kurz nach halb ein Uhr auf der Sedes gestatoria in der grossen Loggia erschien und sich mit der Tiara erhob, um den Segen zu spenden, war unbeschreiblich. Um den ganzen Platz waren Lautsprecher aufgestellt, so dass alle deutlich die Formel des feierlichen Segens, die sehr schön ist, hören konnten.

Es waren keine Karten ausgegeben worden. Man liess die Menschen in die Basilika, bis diese ganz voll war, dann wurde der Zugang abgesperrt.

Am köstlichsten war die große Bronzegruppe des hl. Franziskus und der Brüder gegenüber der Stirnseite der Basilika an der neuen Anlage nach S. Croce. Alle Franziskanderbrüder waren voll von Buben, die hinaufgeklettert waren, wo es nur ging, nur an St. Franziskus kamen sie nicht hinauf; der war zu hoch und zu glatt. Der Papst fuhr in privater Weise im geschlossenen Auto nach dem Lateran und zurück" (HAEK GG 90).

Das Jahr 1933 war ein Jubiläumsjahr. Das erklärt das außergewöhnliche Ereignis eines Pontifikalamts in der Lateranbasilika. Bemerkenswert ist auch das alte Zeremoniell, wonach der Papst auf dem Tragesitz (sedia gestatoria) auf die Außenloggia der Basilika getragen wurde; dazu trug man auch noch den Baldachin. Dann erhob sich Pius XI. auf diesem von mindestens acht Männern getragenen Sitz, um den Segen im Stehen zu erteilen, mit der schweren Tiara auf dem Kopf. Das war ein unglaublicher Balanceakt. Aber auf diese Weise sah man wenigstens von unten den Papst. Hätte er einfach - wie das heute üblich ich - an der Brüstung gestanden, hätte kaum jemand ihn gesehen. Außerdem sind die Dimensionen der Loggia genau auf dieses Zeremoniell hin konzipiert.  Persp

Perspektivisch gute Fotografien gibt es zu dieser Szene im Lateran nicht, wohl aber für den Segen im selben Jahr auf der Loggia von S. Peter. Das obige Foto (aus Illustrazione Vaticanan, dt., 1933, 310) zeigt Pius XI. auf der sedia sitzend, wohl kurz vor dem Segen, zu dem er sich dann erhebt.