Eine Lesefrucht aus einem Brief von Hubert Jedin an Rektor des Campo Santo Teutonico Bernhard Hanssler vom 10. April 1974:

"Prof. Weisengoff (Bibliker) schreibt, dass er sich im kommenden Jahr als Professor an der De Paul-University/Chicago pensionieren lässt und dann an das Ukrainian Seminary in Connecticut geht; er arbeitet an der neuen (unierten) ukrainischen Liturgie mit, im Einverständnis (und wohl auch Auftrag) von Slipyi, der ja ebenfalls im Campo Santo war. Ich habe ihn dort kennen gelernt (etwa 1927/8), als er schon Rektor des ukrainischen Seminars in Lemberg war; seine Mitgliedschaft im Kolleg ist bei David nicht erwähnt".

Der aus Baltimore gebürtige, deutschstämmige Amerikaner und Exegese-Professor John Weisengoff (geboren 1909) war 1934 bis 1938 am Campo Santo Teutonico, als auch Jedin dort war. 

Der berühmte Josyp Slipyi, seit 1944 Erzbischof von Lemberg, Großerzbischof der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche und seit 1965 Kardinal, litt sowohl unter den Naizis als auch unter den Kommunisten und westlichen Kommunismusverstehern. Er starb 1984 im Exil in Rom. Dass er 1927/28 als junger Priester unter Rektor Emmerich David am deutschen Kolleg acm Campo Santo Teutonico wohnte, ist womöglich hier erstmals bezeugt. Jedin war damals schon am Campo Santo Teutonico. Slipyi hatte in Innsbruck studiert und sprach deutsch.

Der Rektor des Campo Santo Teutonico 1927/28 war Emmerich David, der den Aufenthalt Slipyis weder in seinem gedruckten Jahresbericht noch in seiner "Vorgeschichte und Geschichte des Priesterkollegiums am Campo Santo" (1928) erwähnt.

Aber auch Jedin selber erwähnt weder Slipyi noch Weisengoff in seinem postumen "Lebensbericht" (1988). Womöglich erwähnt er sie aber in seinem (nicht vollständig veröffentlichten) Tagebuch.  

PS: Der Studientag am 28. Oktober über Augustin Theiner, Präfekt des päpstlichen Geheimarchivs, wird sich auch mit dessen Beziehungen zur Ukraine (zu den Ruthenen) befassen.