Eine der merkwürdigsten Bücher, die jüngst für die Bibliothek des Campo Santo erworben wurden, ist das 1918, zum Ende des Ersten Weltkriegs, von Anton Giulio Bragaglia veröffentlichte Buch "Territorii tedeschi di Roma". 

Dass das Buch sich bislang nicht in der Bibliothek befand, verwundert, weil es ausführlich über den Campo Santo handelt. Allerdings war 1917 Rektor Anton de Waal gestorben, so dass sich niemand mehr für die Bibliothek zuständig fühlte.

Andererseits hätte man das Buch damals schwerlich gekauft, denn der Inhalt ist ziemlich schräg. Der junge Autor, der sich auch für Archäologie interessierte und später als Regisseur und Kinokritiker hervortrat, schrieb auch über Militärspionage (1915) und über die Kriegslieder der Deutschen (1915). Man ahnt also, worum es geht. Und in der Tat beginnt das Buch gewissermaßen mit einer Kriegserklärung am Ende des Krieges: 

"Es ist notwendig, zu pochen, zu insistieren, zu nörgeln, die Dringlichkeit des Lösegeldes für deutsches Eigentum zu predigen, denn nur heute ist die Gelegenheit, und morgen wird es zu spät sein. Ein verzweifelt aktives Volk, wie Deutschland, zerstört sich nicht selbst und reißt sich auch nicht lange selbst nieder" (S. 7).

Hier einige Kuriositäten aus den Seiten 77 bis 84 über den Campo Santo Teutonico (zuweilen gibt der Autor vage seine Quellen an, dabei aber nicht das nicht weniger programmatische, wenn nicht für ihn provozierende Buch de Waals über den "Campo Santo der Deutschen in Rom", 1896):

  • Laut Bragaglia war der Campo Santo um 1500 ein Laienhotel mit Namen "Zum Reichsadler"; das "störte ein wenig die Disziplin der Pilger"! (S. 79)
  • Dann erwähnt der Autor, dass im 15./16. Jahrhundert täglich 13 Arme am Hospiz gespeist wurden und täglich Salz verteilt wurde; außerdem wurde am Montag und Freitag Brot und Wein an alle Armen des Borgo verteilt (letzteres macht wiederum Sinn angesichts der Bäckerbruderschaft) (S. 79-80).
  • Schließlich erzählt er eine Anekdote, die ein Kölner Pilger beim Tod des Rektors Anton de Waal erzählt habe. Demnach habe dieser ihn 1896 über den Friedhof geführt und ihn gefragt: "Riechen Sie was? Das sind Bohnen aus unserer Heimat; von dieser Größe und Qualität gibt es die hier nicht" (S. 84). Gemeint sind die dicken Bohnen, die im Rheinland beliebt sind. In Rom isst man am 1. Mai "fave e peccorino".