Zu Besuch bei Roms antiker Göttermutter
Von Sascha Priester
Trotz der aktuellen Hitzeperiode in der Stadt ließen es sich Stefan Heid und Dr. Sascha Priester (Referent für Archäologie am RIGG) nicht nehmen, die aktuelle Ausstellung "Magna Mater tra Roma e Zama" zu besuchen.
Diese Schau, mit spektakulären Fundstücken und einer in dieser Zusammenschau nie gezeigten Fülle von Objekten, ist im Parco archeologico del Colosseo auf mehrere Ausstellungsorte verteilt. Der Zutritt dazu ist im Kombi-Ticket für das Forum Romanum und den Palatin enthalten.
Im Zentrum steht der Kult der antiken Göttermutter Kybele/Magna Mater und ihres mythologischen Geliebten Attis - eine Religion, die in der Krisenzeit des Zweiten Punischen Krieges aus dem hellenistischen Osten nach Rom "importiert" wurde. Nach dem Sieg über Hannibal erlebte die Verehrung der Großen Göttermutter einen Boom nicht nur in der Hauptstadt, sondern im ganzen Imperium Romanum.
In der Kaiserzeit und Spätantike entwickelte sich diese Mysterien-Religion als eine derjenigen antiken Glaubensvorstellungen, die für ihre Anhängerschaft auf ein Leben nach dem Tod hoffen ließ.
In den Farnesischen Gärten auf dem Palatin sind in den Vogelhäuschen ("Uccellerie Farnesiane") die Ursprünge dieses Kults in Anatolien zu erleben sowie der Weg der Göttin nach Rom.
Eine Terrasse tiefer befindet sich das jüngst restaurierte "Ninfeo della pioggia". Hier werden neben einer multimedialen Installation Funde aus Rom und Ostia gezeigt, die sich der antiken Priesterschaft und dem Kultpersonal widmen.
Der Tempel der Magna Mater auf dem Palatin ist die nächste Station; das Bauwerk ist erstmals seit Jahren wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Funde von dort und auch aus dem vatikanischen Heiligtum der Großen Göttermutter sind in der Curia Iulia auf dem Forum zu sehen. Im sog. Tempel des Romulus findet der Antike-Fan dann einen auch in seinem Erhaltungszustand außergewöhnlichen Statuenfund aus Zama (Tunesien) vor und im neu gestalteten Museo del Foro Romano wird die moderne Rezeptionsgeschichte beleuchet.
Wer Magna Mater und Attis in dieser in Englisch und Italienisch beschrifteten Ausstellung noch begegnen will, kann dies auch noch an etwas kühleren Tagen tun. "Magna Mater tra Roma e Zama" ist noch bis zum 5. November 2025 geöffnet.
Eine gemeinsame Führung für Görresianer ist im Herbst geplant.
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- Geschrieben von: Stefan Heid
- Kategorie: Römische Notizen