Das dreimal "Feliciter!" bei der Einführungsmesse des Papstes - aggiornamento von Heinrich Heidenreich
Vielleicht war es ja schon immer so, aber jetzt bei der Einführungsmesse von Papst Leo XIV. hat es mich doch überrascht, am Ende der Allerheiligenlitanei den dreimaligen Ruf "Feliciter! Feliciter! Feliciter!" zu hören, verbunden mit den Worten "Tempora bona habeant".
Dabei bezieht sich der Plural auf die Christen: Ihnen gilt der Wunsch guter Zeiten (Tempora bona habeant). Aber das dreimalige "Glückauf!" (Feliciter) bezieht sich doch wohl auf den Papst. Denn schon die römischen Kaiser ließen sich so bejubeln, bis hinauf zu Kaiser Konstantin, wie etwa die Inschrift DN FL CONSTANTINO MAXIMO FELICITER FELICITER FELICITER - "Unserem Herrn Flavius Constantinus dem Größten Glück! Glück! Glück!" belegt.
Das ständige sich Beglückwünschen ist etwas Alt-Römisches und hat in der christlichen Spätantike und von da an bis heute auch in der Kirche überlebt. Die Italiener kennen viele Weisen des Glückwunsches: Auguri! Brindisi! Congratulazioni! Vale!
Bei der Einführungsmesse Leos XIV. wurde dann noch ein anderer Glückwunsch ausgesprochen, und zwar auf Griechisch. Nachdem der Papst seine Insignien angelegt hatte, wurde gesungen: EIS POLLA ETE DESPOTA - "Auf viele Jahre, Herr!" (im Lateinischen wäre das: Ad multos annos, domine.
Man sieht also: Man hat den neuen Papst förmlich mit Glückwünschen überhäuft und hofft auf einen langen Pontifikat, vielleicht 25 Jahre wie bei Papst Leo XIII.
Heinrich Heidenreich (Frankfurt/Oberursel) kommentiert den Beitrag in einer Email an mich so:
"..., daß es sich bei dem zu Beginn der Papstmesse vom vergangenen Sonntag eigentlich nicht um die Allerheiligenlitanei handelt, sondern um die (wohl auch in der alten Krönungsmesse gesungenen) Laudes regiae. Eine der zahlreichenden abweichenden Versionen davon singen wir übrigens jedes Jahr im Frankfurter Karlsamt zu Ehren Karls des Großen (womit der Kreis zu den römischen Kaisern natürlich geschlossen werden), dort heißt es Tempora bona veniant (statt habeant), das dreimalige Feliciter fehlt: Es wäre also tatsächlich sowohl denkbar, daß es sich tatsächlich um eine Besonderheit der Papstkrönungsliturgie handelt, als auch, daß es eine Hinzufügung der gratulationsfreudigen Italiener zu den ursprünglich aus dem nordalpinen Raum stammenden laudes darstellt".
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- Geschrieben von: Stefan Heid
- Kategorie: Römische Notizen