Im Zeichen der Lilie: Zur Farnese-Ausstellung in den Capitolinischen Museen
Von Ignacio García Lascurain Bernstorff
Heilige Jahre sind derzeit ein willkommener Anlass, um in Rom Ausstellungen zu veranstalten. Obwohl es der neu gewählte Julius III. Del Monte (reg. 1550-1555) war, der am 24. Februar 1550 die Heilige Pforte öffnete, gehen das Konzept des Jubiläumsjahres und sogar sein Aufruf auf seinen unmittelbaren Vorgänger Paul III. Farnese (reg. 1534-1549) zurück. Die Rekonstruktion des Kapitolsplatzes für das Heilige Jahr 1550 durch keinen Geringeren als Michelangelo ist das Eröffnungsthema einer "kleinen aber feinen“ Ausstellung im Palazzo Caffarelli (der eigentlich Villa Caffarelli heißt).
Die Ausstellung "I Farnese nella Roma del Cinquecento" (Die Farnese im Rom des 16. Jahrhunderts), die von Chiara Rabbi Bernard und Claudio Parisi Presicce kuratiert wird, soll die Aufmerksamkeit auf die Entstehung einer der wichtigsten Sammlungen der europäischen Renaissance lenken, die auf den Vorbereitungen für das Jubiläumsjahr des Konzils von Trient basiert.
Nach dem Kapitol – Papst Farnese ließ 1538 das legendäre Reiterstandbild des Marcus Aurelius aus dem Lateranviertel hierher versetzen – beleuchtet die Ausstellung die Sammler selbst: Raffaels Gemälde des Kardinals Alessandro Farnese (lange vor seiner Wahl zum Papst und seinem Porträt von Tizian) und seine Nachkommen. Der berühmte Palast und seine Räume werden dann anhand ausgewählter Objekte nachgezeichnet.
Es gibt einige Gemälde – vor allem von El Greco –, aber noch mehr sind es einige Stücke aus der Antikensammlung, die seit zwei Jahrhunderten in Neapel beheimatet ist (wie der Eros Farnese) und viele Zeichnungen (Studien zu den Fresken in der weltberühmten Galleria) von Annibale Carracci (1560-1609).
Der Übergang von der Antikensammlung zu den Zimelien und vor allem zur kostbaren Bibliothek ist durch die Figur des Intellektuellen und Bibliothekars Fulvio Orsini (1529-1600) gekennzeichnet. Hervorzuheben sind die seltenen und äußerst qualitätsvollen illuminierten Handschriften (zumeist aus der Nationalbibliothek in Neapel), z. B. ein Exemplar von Boethius’ De institutione musica aus dem 14. Jahrhundert und die von Piero de Medici (1472-1503) angefertigte Widmungskopie der Werke Homers durch den berühmten Florentiner Buchmaler Gherardo di Giovanni del Fora (1445-1497).
Diese Ausstellung vermag das Diktum Stendhals wonach die Farnese nicht an Glanz (illustration) mangelten in eine Richtung dezidiert lenken: nämlich Glanz auch des Geistes und der Gelehrsamkeit. Wie so vieles in der Stadt der Apostelfürsten zeigt auch diese schöne Ausstellung die schöpferische Kraft der Jubilare und das Streben nach Schönheit und Vollkommenheit.
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- Geschrieben von: Stefan Heid
- Kategorie: Römische Notizen