Neues Museum der Päpstlichen Basilika Santa Maria Maggiore
Wenige Tage vor dem Beginn des Heiligen Jahres 2025 wurde in der päpstlichen Basilika von Santa Maria Maggiore ein neuer Museumsrundgang eröffnet. Das unter der Leitung von Dr. Andreas Raub, Referent für Kunstgeschichte am RIGG, stehende Polo Museale Liberiano hat damit eine beeindruckende Erweiterung und Erneuerung erfahren.
Neben der archäologischen Ausgrabungsstätte unter der Basilika, der historischen Schatzkammer mit der wohl bedeutendsten Sammlung liturgischer Paramente aus dem 16. und 17. Jahrhundert in Rom, wurde der Museumsbereich auch auf den Bereich im Piano nobile des Kanonikerpalastes von Papst Paul V. (1605-1621) erweitert.
Der Besucher kann nun eigenständig das große Fassadenmosaik von Filippo Rusuti, um 1295, auf der barocken Segensloggia besichtigen, das mit der Erzählung des wunderbaren Schneefalls vom 5. August die erste Abbildung von Schnee in der Kunstgeschichte zeigt.
Von der Loggia führt der Rundgang in den monumentalen Kapitelsaal. Ausgestattet mit zahlreichen qualitätsvollen Kardinals- und Papstportraits aus dem 17. Jahrhundert befindet sich hier der Zugang zu einem Panoramagang auf die Kuppeln der Sixtinischen und Paulinischen Kapelle, der einen fantastischer Blick auf die Altstadt bis hin zum Petersdom bietet. Vom Kapitelsaal gelangt man auch in die am 11. Dezember von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin eingeweihten neuen Museumsäle.
Diese sind mit historischen Fresken ausgestattet und nun erstmals für die Öffentlichkeit zugänglich. Dank eines modernen Beleuchtungs- und Klimasystems finden die zum Teil zuvor im Souterrain ausgestellten Werke bestmögliche Konservierungsbedingungen vor. Durch den warmen Grauton der Wände werden die Objekte völlig neu in Szene gesetzt und mit Hilfe eines anschaulichen
Vermittlungsapparats kontextualisiert.
Der erste Saal, Bethlehem des Westens überschrieben, stellt Santa Maria Maggiore als Weihnachtsbasilika vor. Absolutes Hauptwerk ist die 1291 unter dem Franziskanerpapst Nikolaus IV (1288-1292) geschaffene Krippe Arnolfo di Cambios, die als erste ihrer Art überhaupt gilt. Die nun aus nächster Nähe und rundum zu betrachtendem Marmorskulpturen stehen in Dialog mit einem seltenen Beispiel eines liturgischen Gewands aus dem 13. Jahrhundert, der sog. „Kasel des hl. Hieronymus“.
Traditionell, so liest man auf dem auf Englisch und Italienisch verfassten Objekttext, wird das Textil dem Kirchenvater zugeschrieben. Dessen Reliquien wurden zur Zeit der Entstehung der Krippenfiguren Arnolfos von Bethlehem nach Santa Maria Maggiore überführt. Möglicherweist hatte Hieronymus bereits zu Lebenszeiten eine besondere Beziehung zur ersten Marienkirche Roms.
Der zweite Saal ist dem Schneewunder vom 5. August gewidmet. Das Deckenfresko des Bolognesers Baldassare Croce zeigt diese poetische Gründungserzählung von Santa Maria Maggiore und steht im Dialog mit der Altartafel des Florentiners Jacopo Zucchi, mit demselben Thema. Das Gemälde wurde um 1580 für die Basilika gemalt ist nach über 270 Jahren dorthin zurückgekehrt, nachdem es zuletzt in der vatikanischen Pinakothek ausgestellt war.
Der prächtigste Saal ist der Salus Populi Romani gewidmet, der bedeutendsten Marienikone Roms, die seit vielen Jahrhunderten eine zentrale Rolle im religiösen Leben der Ewigen Stadt spielt. Die Präsentation lässt die bis 1931 bestehende, ursprüngliche barocke Inszenierung der Marienikone wiederaufleben, die über dreihundert Jahre lang in einem massiven metallenen Rahmen und von einer
silbernen Schmuckplatte geschützt war. Letztere diente auch zu den Aufnahmen der kostbaren Juwelen und Kronen, die Päpste wie Gregor XVI. (1831-1846) und Pius XII. (1939-1958) der Salus zum Geschenk machten.
Das im Saal ausgestellte Tafelgemälde Jacopo Zucchis mit der Darstellung der Prozession Gregors des Großen, das ebenfalls aus der vatikanischen Pinakothek in die Basilika zurückgekehrt ist, führt die historische Bedeutung der Marienikone für die Päpste vor Augen. Sie reicht von Gregor dem Großen bis in das Pontifikat Papst Franziskus, der aufgrund seiner Verehrung zu der Ikone die Basilika zu seiner letzten Ruhestätte designiert hat.
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- Geschrieben von: Stefan Heid
- Kategorie: Römische Notizen