Seit dem Mittelalter führte die große Stadtprozession mit der Erlöserikone ín der Nacht vom 14. auf den 15. August vom Lateran nach Santa Maria Maggiore - am heißesten Tag des Jahres also, in der Hoffnung, dass auf dem höchsten Hügel Roms, dem Esquilin, ein kühles Lüftchen wehen möge (und das war damals angesichts fehlender Hochbebauung sicher der Fall).

Diese Prozession war keine päpstliche, sondern eine kommunale Angelegenheit und war vor allem geprägt von der exklusiven und aristokratischen Bruderschaft des Santissimo Salvatore. Leider führt Erfolg zum Untergang: im Zuge des Risorgimento wurde die Bruderschaft um 1870 wegen ihres Reichtums und Einflusses aufgelöst, da die Piemontesen Geld für ihre Kriegskasse brauchten. Seither gibt es die Prozession an Ferragosto nicht mehr.

"Ferragosto" heißt "Ferien des Augustus", d.h. diese Bezeichnung geht auf die alten Römer zurück, näherin auf Kaiser Augustus, der den 15. August als Feiertag eingeführt hat. Da nun Christus unter Kaiser Augustus in Betlehem geboren wurde, trifft es sich gut, dass die Krippenkirche Roms an seinem Fest nun das Fest der Entschlafung bzw. Himmelfahrt Mariens feiert.

Sinn der Prozession vom Lateran nach Santa Maria Maggiore war folgender: In Gestalt der Erlöserikone (aus der Kapelle Sancta Sanctorum) eilt Christus zum Sterbebett seiner Mutter, das heißt in diesem Fall nach S. Maria Maggiore, wo er Maria in Gestalt der Marienikone Salus Populi Romani begegnet. Beide Ikonen werden auf dem Altar aufgestellt. 

Der Mosaikkünstler Rusuti hat genau dieses Motiv im Apsismosaik des 13. Jahrhunderts dargestellt: Maria thront neben Christus. Die beiden Ikonen, die nur an einem Tag des Jahres nebeneinander auf dem Altar stehen, sind nun für alle Zeit im Apsisbild zu sehen. Dargestellt ist darunter auch, wie Christus die Seele Mariens in den Himmel trägt.  

Am 15. August wurden in Rom traditionell für zwei Wochen alle Geschäfte geschlossen. Man fuhr an die See. Kurienmitarbeiter verabschiedeten sich deshalb mit dem Spruch: "Wie sehen uns wieder post acquas" - "nach dem Badeurlaub" (wobei in diesen Zeiten wohl kaum jemand badete).