In der Kirche der Erzbruderschaft zur Schmerzhaften Mutter Gottes am Campo Santo Teutonico wurde jahrhundertelang die Madonna Santissima di Belriguardo verehrt: die Muttergottes mit dem schönen Blick. Ihr war ein Altar in einer eigenen Kapelle errichtet. Die Piemontesen, die diese Madonna verehrten, sorgten lange Zeit für den Schmuck des Bildes.

Am 25. Oktober 1626 erbaten sie unter Hinweis auf frühere Privilegien von der Erzbruderschaft das Recht, in der Kirche Gottesdienst zu halten und ihre Toten auf dem Friedhof zu bestatten.

Die Inschrift auf dem unteren Rahmen verweist auf das Jahr 1591 (nicht wie mehrfach in der Literatur behauptet 1891). Das Bild wurde aber im Laufe der Jahrhunderte sicher mehrfach "restauriert" bzw. nachgemalt. 

Es könnte sich bei dem großen Tafelbild tatsächlich um das Andachtsbild und in gewisser Weise auch Nationalbild der Piemontesen handeln, die erstmals 1583 in einer Urkunde des Campo Santo erwähnt werden. Tatsächlich gibt es im Dorf Frassinetto im Piemont eine Kapelle der Madonna del Bel Riguardo, und von daher scheint auch die Madonna des Campo Santo zu stammen. 

Andere interpretieren das Bild aufgrund des Stils, in dem Maria dargestellt ist, als "Madonna Liberatrice": Libera nos a poenis inferni - erlöse uns von den Qualen der Unterwelt! Auf dem Forum Romanum gab es eine Kirche, die eigens der Maria Liberatrice geweiht war; sie wurde im Zuge der Archäologisierung des Forum abgerissen.

Zeitweise hing das Marienbild des Campo Santo in der Sakristei, dann wurde sie ins Oratorium verbannt, das kaum genutzt wurde, so dass man auch das Bild kaum zu Gesicht bekam. Inzwischen wird es im Mai-Monat in der Kirche für die Mai-Andachten aufgestellt.

Lit.: A. de Waal, Der Campo Santo der Deutschen zu Rom (Freiburg 1896) 177f.; G. Hagedorn, in: Hundert Jahre deutscvhes Priesterkolleg beim Campo Santo Teutonico (Freiburg 1977) 246; E. Lisa u.a., Gesie 'd Frasinej (2008) 82-85; G. Russo, in: Iconographica 20 (2021) 134f..