Rektor August Schuchert mit Kpl. Albert Lampart 1960 bei Johannes XXIII. Gut erkennbar die mächtige Kerze, die Schuchert mitgebracht hat

Der 2. Februar - Mariä Lichtmess - war in Rom seit Jahrhunderten der Tag, an dem man dem Papst die "große Kerze" (candelora) überreichte. Es waren Vertreter der Kurie, des römischen Klerus und der religiösen Häuser, die zur Sonderaudienz geladen wurden, um zunächst eine Ansprache des Papstes zu hören und ihm dann einer nach dem andern eine Kerze zu überreichen.  Noch die Rektoren des Campo Santo Teutonico August Schuchert, Emil Gugumus und Bernhard Hansler haben dies unter Pius XII., Johannes XXIII. und Paul VI. getan (mindestens bis 1970).

Paul VI. hat dann vielleicht den Fehler begangen, diesen Ritus als Ausdruck des Gehorsams gegenüber dem Papst, aber auch des Opfers und der Hingabe zu deuten, jedenfalls dauerte es dann nicht mehr lange, bis der schöne Brauch wie so vieles einfach gestrichen wurde. An die Stelle trat unter Johannes Paul II. der Tag des geweihten Lebens. 

Das einstige Kerzenopfer war letztlich auch eine schöne Gelegenheit, einmal den Papst aus der Nähe zu sehen und vielleicht mit ihm ein paar belanglose Worte zu wechseln. In der Geschichte des deutschen Kollegs am Campo Santo Teutonico begegnet das Kerzenopfer jedenfalls immer wieder. Auch in Fotografien ist es dokumentiert. Der Rektor ging immer mit dem Zeremoniar des Kollegs zur Kerzenübergabe. Aber keineswegs nur der Papst bekam die Kerze. Rektor Schuchert ließ eigene Kerzen mit dem Wappen der Erzbruderschaft anfertigen, die er dem Kardinalprotektor und den Mitgliedern des Verwaltungsrats brachte, aber auch den Kollegiaten schenkte. 

Besonders nett ist eine Episode mit dem legendären Gründungsrektor Anton de Waal (+ 1917). Papst Pius X. (1903-1914) wusste, wie sparsam, um nicht zu sagen geizig de Waal war. Ein Zeuge der Ereignisse berichtet: „Als de Waal am 2. Februar dem Papste die übliche Wachskerze überbrachte, scherzte Pius X: ,Monsignore, Monsignore! Ihre Kerze wird auch von Jahr zu Jahr dünner.‘ Im Jahre darauf kaufte de Waal die größte und dickste Kerze, die er bekommen konnte. Die war nun so unförmlich, daß er, als er damit die Stufen zum Thron des Papstes heraufging, stolperte, fiel und die Kerze zerbrach. Da lachte Pius X. und sagte: ,Monsignore, bleiben Sie bei der kleinen Kerze, große Kerzen zu schenken verstehen Sie doch nicht‘“.