Einige Eindrücke aus der Dormitio-Abtei in Jerusalem
von Sebastian Grünbaum
Im August 2025 wurde mir als Chemnitz-Stipendiat des RIGG die Möglichkeit gegeben, sozusagen das Schwesterinstitut JIGG in Israel zu besuchen, d.h. das Jerusalemer Institut der Görres-Gesellschaft. In diesem kurzen Artikel möchte ich ein wenig mehr über meine Erfahrungen in Jerusalem berichten.
Während meiner Zeit in Israel lebte ich hauptsächlich im Benediktinerkloster der Dormitio. Es ist ein wunderbarer Ort, der auf dem Berg Zion gelegen ist. Die schöne, aus Sandstein erbaute Kirche, deren Grundsteinlegung vor 125 Jahren erfolgte, kann täglich besucht werden. Außerdem besteht die Möglichkeit, an der benediktinischen Spiritualität in Form der täglichen Stundengebete teilzunehmen. Unten in der Krypta befindet sich eine eindrucksvolle Skulptur der schlafenden Maria.
Das Kloster dient auch als Basis der Görres-Gesellschaft in Jerusalem, indem es eine theologische Bibliothek sowie Räume für Vorträge, Konferenzen und Empfänge zur Verfügung stellt. Einige dieser Räumlichkeiten befinden sich im nahegelegenen Gebäude (Beit Josef), das jedes Jahr zahlreiche Austauschstudenten beherbergt. Eine ganz besondere Note verleihen die palästinensischen christlichen Mitarbeiter, die die Gäste mit hervorragendem Essen und aufmerksamer Betreuung versorgen.
Wie die meisten Benediktinerklöster verfügt auch dieses über zwei wunderschöne Gärten, die als friedliche Oasen mitten in der hektischen Stadt Jerusalem dienen. Mein persönlicher Lieblingsort im Kloster war jedoch die Dachterrasse des Beit Josef. Von dort hat man einen herrlichen Panoramablick über das Hinnomtal (Gehenna) und das Kidrontal. Diese beiden Täler vereinigen sich direkt vor den Augen des Betrachters. Dahinter erheben sich die Berge, und unwillkürlich kommen einem die Worte der Psalmen in den Sinn: „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.“ (Ps 121,1–2) und „Die auf den Herrn vertrauen, sind wie der Berg Zion, der nicht wankt, sondern ewig bleibt. Wie die Berge Jerusalem rings umgeben, so umgibt der Herr sein Volk, von nun an bis in Ewigkeit.“ (Ps 125,1–2).
Ein Bild vom Dach des Beit Josef im Hinnom-Tal
Während meines Aufenthaltes in der Dormitio war eine der schönsten Erfahrungen die Begegnung mit den Menschen dort. Dies betrifft selbstverständlich in erster Linie die Mönche, die uns auf die gastfreundlichste Weise empfingen. Aber es betrifft auch viele andere. An einem solchen Ort zusammenzutreffen, an dem eigentlich alle Fremde sind, ist eine bemerkenswerte Erfahrung. Es gibt so viele Geschichten über das eigene Leben und auch über die Reise zu teilen. Die gemeinsame Erfahrung, auf einer „Pilgerfahrt“ zu sein, verbindet die Menschen zusätzlich. Wir alle waren von irgendwoher gekommen, und plötzlich befanden wir uns gemeinsam hier, um mehr oder weniger dieselben Dinge zu sehen und diese Erfahrung miteinander zu teilen.
Sonntags "Feier"-Mittagessen zusammen mit einigen Gästen und dem Vater Jonas (rechts vorne im Bild) und Bruder Abraham (links hinten im Bild), Autor in blau.
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- Geschrieben von: Stefan Heid
- Kategorie: Aus aller Welt