Bekanntlich versuchten die Nazis, laufende Lexikon-Unternehmen zu instrumentalisieren. Das bekannteste Beispiel ist das in den 1930er Jahren durchseuchte "Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens" (1927-1942), das gleichwohl wegen seiner Materialfülle in jeder Bibliothek steht. Der Paderborner Priester Theodor Klauser, der 1925-1927 und 1931-1934 am Campo Santo Teutonico war, erhielt bereits 1935 von seinem Bonner Lehrer Franz-Joseph Dölger den Auftrag, ein Lexikon für Antike und Christentum zu entwerfen.

Der erste Faszikel des "Reallexikon für Antike und Christentum" erschien 1941, aber der Krieg und der unmögliche Kontakt zu den holländischen Mitarbeitern stoppte das Unternehmen, das erst wieder nach dem Krieg aufgegriffen werden konnte. In wenigen Jahren wird das Lexikon mit über 30 Bänden abgeschlossen sein. Aus diesem Anlass  findet am 21./22. Juni 2022 im Dölger-Institut in Bonn eine Tagung zum Thema "Das frühe RAC und der Nationalsozialismus" statt. Refereten sind unter anderem Christian Hornung, Stefan Rebenich, Oliver Arnhold, Sible de Blaauw, Guy Stroumsa und Wolfram Kinzig. 

Eigentlicher Anlass ist aber die Beobachtung, dass die ersten beiden Bände zwar erst nach dem Krieg erschienen sind, aber doch viel altes Material enthalten. Zum Teil werden die bereits in den 1940er Jahren erarbeiteten und streckienweise deutlich ideologischen Artikel abgedruckt. Das ist in der Tat hoch bemerkenswert, auch deshalb, weil Klauser selber über jeden Verdacht einer Nähe zum NS erhaben ist. Er hat etwa die Annäherung des Abtes von Maria Laach zum NS 1933 verurteilt. Auf jeden Fall wird auch in dieser Hinsicht die Tagung spannend werden.   

Programm

Zu Klauser siehe das Personenlexikon zur Christliche Archäologie