Aus dem unausschöpflichen Reichtum lateinischer Prosa kann man immer wieder einen trefflichen Festschrift-Titel gestalten. So haben die Herausgeber der Festschrift des großen Augustinus-Forschers Hubertus R. Drobner natürlich "einen Augustinus" herbeigezaubert, an dem auch Papst Leo XIV. seine Freude hätte: Amate scientiam, sed anteponite caritatem.

Liebt die Wissenschaft, aber mehr noch die Liebe! (aus: Augustinus von Hippo, Sermo 354). Die Herausgeber Gerhard Franke und Frank Sobiech erklären in der Einführung den Kontext dieser Maxime.

Der Band ist keine Festschrift der üblichen Sorte, bei welcher Kollegen zur Teilnahme geladen werden. Da wäre dann wohl ein fünfbändiges Werk herausgekommen angesichts des Bekanntheitsgrades des Gefeierten.

Hubertus Drobner, der 1980 bis 1983 am Priesterkolleg des Campo Santo Teutonico war (dessen derzeitiger Rektor aus Paderborn kommt), hatte im Laufe seiner langen Paderborner Lehrtätigkeit eine Reihe von wissenschaftlichen Mitarbeitern, die nun diese Festschrift bestritten haben. Da er die gesamte Kirchengeschichte vertrat, ist auch das Spektrum der Beiträge entsprechend groß:

Albert Viciano Vives (Barcelona) schreibt über den Martyrerbischof Fructuosus von Tarragona aus dem 3. Jahrhundert (mit interessanten Hinweisen über den heutigen Fructuosus-Kult und einen falschen Katakombenheiligen), Pablo Argárate über den Heiligen Geist bei Basilius von Caesarea und schließlich Johannes Kalde über die Kritik am Parasitentum in der christlichen Antike (mit köstlichen Ausführungen über die Unsitten spätantiker Liegemähler).

Der zweite Teil des Buches befasst sich mit den Jesuiten in der Frühen Neuzeit: Frank Sobiech behandelt die Zauberbücher in Jesuitenkollegien (noch ein schwarzes Kapitel mehr aus der Geschichte des heiligen Ordens) und Gerhard Franke nähert sich der Väter- und Konzilsliteratur in der Bibliothek der Paderborner Jesuiten.

Maria Voß stellt schließlich die Bibliographie Drobners zusammen, zu der allein drei Dutzend Monographien zählen. 

Wenn Festschriften immer auch irgendwie den Geehrten widerspiegeln sollen, so ist das zweifellos gelungen: ein breites Spektrum an Interessen öffnet sich, zugleich wird der Leser in höchst sorgfältige Einzelstudien entführt, verläuft sich gar ins Paderborner Jesuitentum, und zuletzt glaubt er in allem doch auch einen Schuss Selbstironie und himmlische Dankbarkeit über die verschlungenen Wege des Schicksals zu erkennen.

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