Mailand ist nicht erst heute eine der bedeutendsten Wirtschaftsstädte Italiens, sondern ist auch in kirchlicher Sicht spätestens seit dem 3./4. Jahrhundert von herausragender Bedeutung. Sein Aufstieg begann als kaiserliche Residenzstadt, dann war es vor allem Bischof Ambrosius (339 in Trier; † 397 in Mailand), der Mailand zum Kirchenzentrum von ganz Norditalien machte, ebenbürtig mit dem Papst in Rom.

Unter dem jetzigen Mailänder Dom befinden sich die Bischofskirche (Santa Tecla) und das Baptisterium (Santo Stefano) aus der Zeit des Ambrosius sowie die Nachfolgekathedrale Santa Maria Maggiore mit deren Baptisterium San Giovanni alle Fonti, wobei die Zuordnung der verschiedenen (drei?) frühchristlichen Kirchenbauten durchaus umstritten ist. 

1943 wurden diese Orte erstmals archäologisch untersucht oder besser gesagt entdeckt. Das hing mit dem Weltkrieg zusammen. Man baute auf dem Domplatz einen Luftschutzraum und stieß dabei auf die frühchristlichen Gebäude, die dann zerstört wurden (das geht auch ganz ohne Bomben!).

1961-1963 gab es eine zweite Phase der archäologischen Exploration, 1996 bis 2008 eine dritte.    

2009 fand ein Kongress unter Leitung des Lehrstuhls für Mittelalterarchäologie an der Katholischen Universität Mailand und der Mailänder Dombauhütte statt. Nach zehn Jahren sind nun die Ergebnisse veröffentlicht. Inzwischen konnte auch die Digitaltechnik berücksichtigt werden, was dem Band zugute kam.

Das Ergebnis ist ein umfangreicher Band (900 Seiten und 1500 Abbildungen!), der seinesgleichen sucht: "Milano: Piazza Duomo prima del Duomo" (Silvana Editoriale: 2023). Es ist zweifellos die beste archäologische Dokumentation und genaueste Auswertung, die zum frühchristlichen Mailand je erschienen ist. Allerdings sind die einzelnen Beiträge inhaltlich nicht immer miteinander abgestimmt, so dass durchaus unterschiedliche Interpretationen zu den archäologischen Befunden präsentiert werden. 

Buch und Inhaltsverzeichnis