Sven Leo Conrad zur Gestalt gottesdienstlicher Handlungen
Die moderne Liturgiewissenschaft befasst sich, so Albert Gerhards zum 12. Internationalen Kongress für Christliche Archäologie 1991 in Bonn, in erster Linie mit der Gestalt gottesdienstlicher Handlungen.
Da geht es natürlich nicht nur um Riten, sondern um ein Gesamtgefüge von Handlungen und Sinngebungen in einem bestimmten Zeit und Raum.
Man kann Bibliotheken mit Literatur über die neue Form der Messe und ihre Ableitung aus dem Zweiten Vatikanischen Konzil füllen. Sven Leo Conrad, unbestrittener theologischer und praktischer Kenner der hergebrachten Form, unternimmt nun erstmals und geradezu pilothaft den Versuch, die hergebrachte Form der Messe aus Sicht des Zweiten Vatikanischen Konzils zu würdigen.
Conrad legt weit auf 300 Seiten seine jenseits ausgetrampelter Pfade in 20 Jahren Lehrtätigkeit gereiften Überlegungen vor unter dem Titel "Kult und Form" mit dem bescheidenen Untertitel: "Einführung". Dabei ist sein Ansatz in der Tat einzigartig und neu.
Conrad beginnt mit einer historischen Einleitung über das Konzil und die Liturgische Bewegung als den bleibend maßgeblichen Koordinaten heutiger Liturgiegestalt.
Es folgt ein umfangreicher Teil über den Ritus als gestaltgewordene Ekklesialität. Hier ist also das Stichwort: Moderne Liturgiewissenschaft befasst sich mit der Gestalt gottesdienstlicher Handlungen. Conrad macht in der Feier der Communio, der ekklesialen Gemeinschaft, den Sinngehalt der Messe aus. Das ist eben auch das Erbe der Liturgischen Bewegung und des Konzils. Communio ist freilich nichts Soziologisches, sondern Theologisches.
Dabei geht er aber nicht nur theologisch, sondern auch historisch vor, indem er den Ursprung des römischen Ritus im römischen Bischofsritus ausmacht. Nicht ausgeklammert wird auch die antike Ritualität als Herkunftsraum christlicher Ritualität.
Schließlich folgt sozusagen die Probe aufs Exempel: Es ist der ebenso umfangreiche Teil über den gesamten Ablauf der Messe, vom Stufengebet bis zum Schlussevangelium. Dieser Teil ist geradezu gesättigt mit historischen, spirituellen und theologischen Einsichten, die bei aller Kürze weite Dimensionen der Reflexion eröffnen.
- Details
- Geschrieben von: Stefan Heid
- Kategorie: Leseempfehlungen