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Die Heiligsprechung von Kardinal John Henry Newman (1801-1890) am 13. Oktober lenkt den Blick auf die Frage: Lohnt es noch, katholisch zu werden? Lohnt es heute angesichts einer Kirche, die tiefgreifend zerrüttet und orientierungslos ist, oder, wie Benedikt XVI. sich häufig ausdrückte, deren Boot nahe daran ist unterzugehen? John Henry Newman machte mit 44 Jahren 1845 diesen Schritt: Aus dem anglikanischen Prediger wurde ein katholischer Priester. Dass er heiliggesprochen wird, ist fast schon ein Wunder, denn er passt so gar nicht in unser modernes Kirchenbild.

Aber Newman ist ein Gigant unter Zwergen, ein Lehrer unter Ahnungslosen, ein Frommer unter Agnostikern, auch in der Kirche. Die Kirche damals in den Strudeln der Revolution war gefühlt und objektiv nicht weniger am Ende wie heute. Gerade das macht Newmans unbeirrbare Treue und intellektuelle sowie spirituelle Leistung so bewunderswert. Er gründete das erste Oratorium in England, und diese Tradition lebt bis heute fort, z.B. in Wien. Sein Leben und Denken zu erforschen ist Aufgabe des Newman-Zentrums in Rom.