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Von Johannes Grohe

Als der flämische Kardinal Adriaan Florisz am 9. Januar 1522 in Abwesenheit zum Papst gewählt wurde, nahm er keinen neuen Papstnamen an, sondern ging als Hadrian VI. in die Geschichte ein. Der neue Papst war von einem aufrichtigen Wunsch nach kirchlichen Reformen beseelt, der ihn seit seiner Jugend begleiteten. In Löwen hatte er eine akademische Laufbahn eingeschlagen und war ab 1507 Tutor des zukünftigen Kaisers Karls V., in dessen Namen er zusammen mit Kardinal Cisneros die spanischen Erbschaftsrechte nach dem Tod von König Ferdinand im Jahr 1516 sichern sollte.

Seine guten Dienste brachten ihm die Ernennung zum Bischof von Tortosa und die Erhebung in den Kardinalsstand ein. Der gewählte Papst traf erst im August 1522 in Rom ein, wo er in den 18 Monaten seines Pontifikats nur wenige Anhänger für seine Reformideen fand. Auch in den anderen großen Problemfeldern des Pontifikats, der Auseinandersetzung mit der Reformation in Deutschland, der Befriedung Italiens, den konkurrierenden Interessen der kaiserlichen und französischen Politik und dem Krieg gegen die Türken, kam waren ihm keine Erfolge vergönnt.

Hadrian befand sich in Rom isoliert und unverstanden in einer zunehmend feindseligen Umgebung. Er umgab sich daher mit einigen flämischen und deutschen Beratern, von denen er seinem engsten Vertrauten Wilhelm von Enckenvoirt das Bistum Tortosa übertrug und ihn in seiner einzigen Kreation, als er nur noch wenige Tage zu leben hatte, zum Kardinal erhob. Enckenvoirt war es, der das prächtige Grabmal für Hadrian in Santa Maria dell’Anima, der deutschen Nationalkirche in Rom, errichten ließ.

Das Grabmal, ein Werk von Baldassare Peruzzi, zeigt oben die Gottesmutter mit dem Kind, darunter die liegende Figur des Papstes, eingerahmt von den vier Kardinaltugenden. Ein Relief zeigt den Papst, wie er durch die Porta San Paolo in Rom Einzug hält: In der Mitte ist Hadrian selbst zu sehen, dahinter sein Gefolge aus Beamten und kirchlichen Würdenträgern sowie einige Hellebardenträger, die ihn zu Fuß eskortieren.

Der Papst wird von einem bärtigen Mann, der ihm kniend die Schlüssel der Stadt überreicht, und einer Frau in Rüstung, der Personifizierung der Stadt Rom, empfangen. In der rechten Ecke befinden sich eine liegende Figur, der Tiber, sowie die Wölfin mit Romulus. Eine Inschrift von elf Zeilen fasst die Res gestae des Pontifex zusammen.

Hadrian wurde zunächst in einem sehr schlichten Grab in der Vatikanbasilika beigesetzt, mit der Inschrift: Hadrianvs sextvs hic situs est qui nihil sibi infelicius in vita quam quod imperaret duxit – Hier liegt Hadrian, der über nichts in seinem Leben unglücklicher war, als dass er herrschen musste. Zehn Jahre später, als das Grab in Santa Maria dell'Anima fertig war, wurden die sterblichen Überreste des Papstes dorthin übertragen.

Das Grabmal drückt die Trauer über den allzu frühen Tod Hadrians in der Inschrift aus: Proh dolor quantum refert in quae tempora vel optimi cvivsq(ue) virtvs incidat - Oh Schmerz! Wie viel hängt davon ab, in welche Zeiten auch des besten Mannes Wirken fällt!

Literatur:

Die entscheidende Publikation zum Thema: Eberhard Nikitsch: Das Heilige Römische Reich an der Piazza Navona. Santa Maria dell'Anima in Rom im Spiegel ihrer Inschriften aus Spätmittelalter und früher Neuzeit, Regensburg: Schnell & Steiner 2014

Zum Monument auch auch online: DIO 3, Santa Maria dell’Anima, Rom, Nr. 89 (Eberhard J. Nikitsch)