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Porta di S. Anna, vom Vatikan aus gesehen

In einem Brief an Pater Odo Casel OSB vom 13. Dezember 1931 schildert der spätere Bonner Kirchenhistoriker Theodor Klauser, der 1925 bis 1927 am Priesterkolleg des Campo Santo Teutonico verbracht hatte, seine Eindrücke, als er vier Jahre später erneut nach Rom kam, diesemal als Assistent für Christliche Archäologie am Deutschen Archäologischen Institut. Inzwischen waren 1929 die Lateranverträge geschlossen worden, so dass der neue Vatikanstaat entstand.

Klauser beobachtet die auffallendsten Veränderungen in der Stadt Rom und im Vatikan am Campo Santo Teutonico:

„Rom hat sich seit [19]27 sehr verändert; am meisten fallen mir natürlich die gewaltigen Freilegungen an den Fora und anderswo in die Augen; man hat aber, z.B. an der Piazza Venezia, des Guten entschieden zu viel getan.

Dass die Strassenbahnen aus dem Stadtkern entfernt worden sind, ist zwar in ästhetischer Beziehung zu begrüssen, aber ich sage Ihnen: eine Fahrt in den gepresst vollen, benzinstinkenden, hin und hergeschleuderten Autobussen wirkt auf den nicht daran Gewöhnten wie eine Seereise bei Windstärke 7!

Etwas Groteskes ist – wenigstens für meinen Geschmack – die Citta del Vatiano. Steht da neben der Haustüre zum Campo Santo ein Riesentor, dabei ein Schilderhaus und an diesem Schilderhaus ein tapferer Schweizerjunge mit einem langen Schiessgewehr, auf dem ein ellenlanges Bajonett sitzt! An welcher Staatsgrenze steht sonst noch ein Mann mit aufgeflanztem Seitengewehr? […]

Gewaltig ist die Bautätigkeit in der Citta. Hinter der Sagrestia und bei S. Anna kennt man sich garnicht mehr aus. Schön ist es nicht, was man da an Prunkbauten aufgeführt hat. Es trifft sich ungünstig, dass die Bauperiode in der Citta mit dem Tiefstand der italienischen Architektur zusammenfällt“.

Näheres zu Klauser siehe Personenlexikon zur Christlichen Archäologie.