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Der Laacher Benediktiner Leo Cunibert Mohlberg (1878-1963), der sich selbst als "rücksichtslos ehrlich" bezeichnete, hörte wiederum gern dem bösen Volk aufs Maul, auch auf den Fluren der Vatikanbibliothek. Er hatte ja nichts zu verlieren, nachdem er dort seit dem Deckeneinsturz im Lesesaal am 22. Dezember 1931 (mit 4 Toten), dem er gerade so entgangen war, keinen Arbeitsplatz mehr hatte. 1936 wurde sein Förderer, der Präfekt der Vatikanbibliothek Giovanni Mercati, zum Kardinalbibliothekar erhoben. Zugleich wurde der von ihm wenig geschätzte Propräfekt Eugène Tisserant Kardinal. Für ihn rückte dann als Präfekt der Bibliothek der Montserrater Benediktiner Anselm Albareda nach, der wohl nur wegen der Auflösung seines Klosters im Spanischen Bürgerkrieg an die Vatikanbibliothek kam, zum großen Verdruss Mohlberg, der selber hatte Präfekt werden sollen/wollen.

Diese doch teilweise schmerzlichen Entwicklungen beobachtend, schnappt Mohlberg mit sichtlicher Genugtuung folgende Beobachtungen aus der Vatikanbibliothek auf: "Tisserant erwecke den Eindruck, den Sottobibliotecario der hl. Kirche machen zu wollen. Er erscheine jeden Tag in roten Strümpfen, während Mercati wie früher ohne Insignien zwischen den Büchern lebe. Mercatis Devise semper paratus doceri wird für Tisserant übertragen: Je sais tout, und für den neuen Präfekten: Je sais rien du tout. So boshaft sind die Römer!"