Der badische Pfarrer und Heimatschriftsteller Dr. Heinrich Hansjakob (1837-1916) reiste 1876 durch Italien und logierte in Rom am Campo Santo Teutonico. In seinem veröffentlichten Reisebericht stellt Hansjakob dem damaligen Rektor Anton de Waal, seinem Altergenossen, ein überaus freundliches Zeugnis aus: "de Waal ist ein Preuße, aber ein sehr liebenswürdiger, bei dem alle preußischen Eigenthümlichkeiten in Hintergrund treten vor seinem heitern Humor und seiner unübertrefflichen Zuvorkommenheit" (In Italien 2, Mainz 1877, 327). 

In seinem Reisebericht schildert Hansjakob auch eine unheimliche Begebenheit, die er bei einem nächtlichen Spaziergang von der Tiberbrücke zurück zum Vatikan hatte:

"Einsam war's am Ponte Sant Angelo, als ich auf ihm den Tiber überschritt, und mondscheinbeglänzt schaute das alte Castell zum Fluß herab. ...

Die tiefe Stille und die immer unheimlicher und melancholischer vom Mondlicht leuchtenden Wasserwogen trieben mich fort - in die Nacht hinein, dem St. Petersplatze zu. Noch einsamer, als wären St. Peter und der Vatican von aller Welt verlassen, sah es hier aus. Nicht einmal den Schritt der piemontesischen Schildwache am Palazzo Mari, der äußerste Vorposten Neuitaliens gegen den Vatican hin, hörte ich mehr; keine menschliche Seele belebte den Vorplatz von St. Peter, die Piazza Rusticucci. Nur greller Lichtschein von der linken Colonnade her zeigte deutlich die Oede vor dem Weltdom, und Luna half ihm mit, diese Todesstille zu erhellen.

In lichter Lohe brannte ein Feuer unter den Riesensäulen, die ich durchschreiten mußte zum Campo santo. Ich nahte mich klopfenden Herzens: Es war ein Haufen Stroh mitten in dem classischen, steinernen Säulengange angezündet und verlassen worden; wunderbar beleuchtete er die hohen Säulenschäfte, Capitäle und Gewölbe der Colonnade. Ich mußte nur staunen, daß niemand des Feuers hütete, niemand, von seinem Scheine gerufen, dabei war. Mir wards noch unheimlicher als am Tiber, und scheu zog ich durch die Hallen dem Friedhofe (campo santo) zu. Noch zum Fenster meines Zimmers hinaus sah ich einige Minuten die letzten Flamenn die Colonnade geisterhaft erhellen.

Meine erste Frage am Morgen war nach diesem Brand. Und was war's gewesen, dieses mächtige Irrlicht, der Schrecken meiner nächtlichen Heimfahrt? - Es war das Stroh weder von ruchloser Hand angezündet worden, noch war es vom ,Stroh des Gefangenen im Vatican', das unsere liberalen Blätter haufenweise erfinden und verkaufen; es war entweder das Stroh gewesen aus dem Nachtlager eines todten Römers der Nachbarschaft, dessen Manen ein Autodafe gebracht wurde, oder aber es war die von - Wanzen beunruhigte Lagerstätte eines lebenden Bewohners der ewigen Stadt, der da dem Feuertode die Thierchen überliefern wollte. Das käme oft vor, meinte Monsignore de Waal, den ich um Aufklärung der Erscheinung gefragt hatte.

Wie naiv die heutigen Römer sind, und wie sorglos die römische Polizei, das zeigt klar dieser Strohbrand in der herrlichen Säulenhalle von St. Peter. Wehe dem, der in Deutschland in den Arcaden einer, auch der kleinsten Residenz, es wagen sollte, seinen Strohsack zu verbrennen! Das würde als majestätsbeleidigender Hohn gerächt werden an dem frevelnden Unterthanen, der sich in so heiligen Hallen seiner Wanzen entledigen wollte!

Man sieht, Italien nähert sich den Tagen des Communismus!" (In Italien 2, Mainz 1877, 366-368).