Die Zeitschrift "Funde und Ausgrabungen im Bezirk Trier" (Bibliothek des Campo Santo: H 137) des Rheinischen Landesmuseums Trier bietet in jedem Heft interessante und mit vielen Abbildungen hervorragend präsentierte Aufsätze, die auch von allgemeinem Interesse sind. Im jüngsten Heft  (51, 2019) sind etwa Beiträge von Sabine Faust über Füllhörner, von Lothar Schwinden über Weinschiffe und von einem Autorenteam über frühchristliche Bestattungstraditionen zu finden. Heraus sticht auch der Beitrag von Jürgen Merten über den "Großen Trier-Plan" der 1930er Jahre: "die an sich großartige Idee eines modernen Trierer Zentralmuseums" (S. 120).

Hierbei geht es um das seit den 1920er Jahren angedachte Projekt, in Trier alle wichtigen Sammlungen in einem Großmuseum zusammenzufassen, und zwar im ehemaligen kurfürstlichen Schloss, das seit der französischen Revolution mehrfach als Kaserne benutzt wurde und baulich völlig runtergewirtschaftet war. Die eigentlich im städtischen Umfeld entwickelte Idee, die seitens der Kirche - die Diözese besaß eine große Sammlung ohne adäquates Museum - lange positiv, dann negativ bewertet wurde, bekam durch den strammen Nazi Apffelstaedt als Kulturdezernent der Rheinprovinz richtig Schwung. Natürlich war auch viel äußere Andienerei seitens der Trierer im Spiel, um an die Nazi-Geldtöpfe zu kommen. So wurde manches auf "deutsch" und "Bewegung" getrimmt, was an sich eher dem Interesse entsprang, Touristen zu locken, so wie man heute das Fähnchen nach links hängt und Karl Marx Denkmäler errichtet (nil novum sub sole).

Das Großprojekt wurde dank Apffelstaedt soweit vorbereitet, dass das Schloss entkernt, mit Stahlträgern gesichert und grundsaniert wurde. Alles war fix und fertig renoviert, da fielen 1942 die Bomben auf Schloss und Basilika. Aber durch die Stahlträger schlugen die Bomben nicht bis in den Keller durch, wo die Objekte eingelagert waren. Merten schreibt: "Eine Ironie des Schicksals war es, dass der grundlegende Umbau des Palastes zu einem Museum die dort evakuierten Sammlungsteile vor ihrer Vernichtung bewahrt hat, das Gebäude selbst aber im Bombenhagel schwer beschädigt wurde".  

Nach dem Krieg hatte man andere Sorgen als Kultur. Jeder ging dann seine eigenen Wege. Also gibt es heute drei Museum schön getrennt: Landesmuseum, Stadtmuseum und Diözesanmuseum. Das Schloss ist - Gipfel der Sinnlosigkeit - Büro der Bezirksregierung.

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