Karl Josef Rivinius, emeritierter Professor für Kirchengeschichte an der inzwischen ans Erzbistum Köln übergegangenen Hochschule St. Augustin, hat eine gelungene und sehr gut lesbare Studie über Giordano Bruno (1548-1600) im Aschendorff-Verlag veröffentlicht. Der Verlag publiziert seit geraumer Zeit historisch seriöse Darstellungen in einem sehr handlichen Format. Rivinius behandelt die Vita des abtrünnigen Dominikaners, arbeitet dann aber packend die Instrumentalisierung und Zweckentfremdung dieser Gestalt durch die Aufklärung und dann durch das kirchenfeindliche Risorgimento. Aus einem doch eher mittelmäßigen Philosophen und Vielschreibers wird so der Märtyrerheld einer säkular-nationalistischen Einheitsbewegung geformt, die kriegstrunken in den Ersten Weltkrieg marschiert. Rivinius zeichnet dabei erstmals für ein deutsches Publikum detailliert die Propagandaschlacht in Rom selbst anlässlich der Errichtung des Giordano Bruno-Denkmals 1889 auf dem Campo de' Fiori und das Agieren Papst Leos XIII. nach. Rivinius überzeugt durch seine unparteische und doch immer wieder Zeitbezüge herstellende Darstellung.

Erstaunlich ist das Denkmal Brunos in Rom deshalb, weil Bruno als Dominikaner dargestellt wird, obwohl er nur neun Jahre seines Lebens Dominikaner war und als Laie von der Inquisition verurteilt wurde. Aber ein Laie auf dem Sockel wäre wenig dramatisch gewesen, und diese Sparte war auch schon mit Galileo Galilei abgedeckt. 

Zum Buch