Judith Schepers hat mit ihrem Buch Streitbare Brüder. Ein parallelbiographischer Zugriff auf Modernismuskontroverse und Antimodernisteneid am Beispiel von Franz und Konstantin Wieland (Schöningh, 2016) ein faszinierendes Buch über zwei Priesterbrüder des Bistums Augsburg vorgelegt, die beide mit großen Hoffnungen begannen, dann aber aufgrund ihrer wissenschaftlichen Publikationen in Konflikt mit dem kirchlichen Lehramt gerieten. Franz Wieland ging nach seiner Kaplanszeit in Schrobenhausen an den Campo Santo Teutonico, um zu promovieren (1897-1900).

Erst 1906, 1908 und 1909 veröffentlichte er dann seine drei Studien über den frühchristlichen Altar und Opferbegriff, die zu seinem Entsetzen auf dem Index landeten. Es ist hier nicht der Ort, Schepers' sehr lesenswerte, minutiös aus den Quellen schöpfende Ausführungen über die beiden Brüder zusammenzufassen. Auf den Seiten 31-36 kommt der Campo Santo ausführlich zu Sprache, der bekanntlich ein Hort der Kirchengeschichtsforschung war (Namen wie Albert Ehrhard, Sebastian Merkle, Franz Joseph Dölger u.a.). Auf Seite 33 wird hervorgehoben, dass Johann Peter Kirsch, der frühere Leiter des Römischen Instituts der Görres-Gesellschaft, Franz Wieland das Altar-Thema nahelegte.

Es ist nun der aktuelle Direktor des Instituts, der sich nochmals, in einem Abstand von 110 Jahren, ausführlich mit Wielands Thesen befasst hat. Der Eindruck ist, dass Wieland in seinen drei emotional geschriebenen Büchern sein wissenschaftliches Herzblut gegeben hat, dabei deutlich über das Ziel hinausschoss und leider allzu schnell ins Fadenkreuz des Antimodernismus geriet. Wie weit wissenschaftlich gesehen seine These, es habe bis zum 3. Jahrhundert keinen christlichen Altar und auch kein Opfer gegeben, trägt, damit befasst sich ausführlich das Buch von Stefan Heid Altar und Kirche. Prinzipien christlicher Liturgie (Schnell & Steiner, 2019). 

Zu Wielands Konflikt mit Rom siehe jetzt auch D. Burkard, Der Schatten des Modernismus auf dem Campo Santo Teutonico?, in: S. Heid / K.-J. Hummel (Hg.), Päpstlichkeit und Patriotismus. Der Campo Santo Teutonico: Ort der Deutschen in Rom zwischen Risorgimento und Erstem Weltkrieg (1870-1918) (Freiburg  i.Br. 2018) 384-395 (mit wunderschönen Federzeichnungen von der Hand Wielands).