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Pater Eberhard von Gemmingen SJ hat in seinem 27-jährigen Dienst in Radio Vatikan die Ewige Stadt und ihr zeitloser, ja ewiger Charakter gut kennengelernt. Das jüngst bei Schnell & Steiner veröffentlichte „Mystiker, Exzentriker, Märtyrer. Geistliche Spaziergänge in Rom“ gibt hiervon Zeugnis. Indessen wirkt das Buch in mancher Hinsicht ex-temporär im Sinne, dass es zwei jesuitische Literaturtraditionen vereint: einerseits die von den mittelalterlichen Mirabilien übernommene geistlich-geographische Romliteratur und andererseits belehrende Dialoge (Kernstück des jesuitischen Theatrum sacrum).

In 42 Spaziergänge ausgehend von der Jesuitenkirche Il Gesù nimmt Gemmingen seine Leser durch die römische Innenstadt mit (S. 9). Der Campo Santo kommt dabei zwei Mal vor. 

Beim 26. Spaziergang führt der Erzähler ein Dialog mit dem Bonner Konzilhistoriker und langjährigen Campo-Santiner Hubert Jedin (+ 1980): Sicher kein Mystiker, kein Märtyrer - ein Exzentriker also? Jedin beendet das Gespräch (fiktiv) mit einem programmatischen Passus „Man sieht an Papst Benedikt, dass man durchaus papsttreu und gleichzeitig ein guter deutscher Theologe sein kann. Man sieht das aber auch an vielen anderen deutschsprachigen Theologen. Man denke an die Kardinäle Kasper, König, Lehmann, Schönborn. Sie waren bzw. sind in ihrem Herzen und Verstand deutschsprachige Theologen und auch ganz Rom-treu.“ (S. 145).

Der Auftritt Jedins als Dialogfigur darf als Aufwertung verstanden werden: im gesamten Buch sprechen ansonsten auch der hl. Ignatius von Loyola (S. 14ff., 41f.), Martin Luther (S. 41f.), Galileo Galilei (S. 49ff.), der hl. Augustinus (S. 55-58), der hl. Johannes Paul II. und der prägende Jesuitengeneral Pedro Arrupe (S. 116-121), Giuseppe Garibaldi (S. 168f.) und der hl. Alfons Ratisbonne (S. 218f.).

Nach dem Dialog betrachtet der Erzähler die Grabplatte von Schwester Pasqualina Lehnert (+ 1983). Das Kolleg und die Erzbruderschaft werden erwähnt, das RIGG leider nicht.

Der Anfang des 38. Spaziergangs zum Grab von Hermine Speier erinnert unweigerlich an einem Krimminalroman: „Heute begegnen wir einem Unikum im Vatikan und suchen dazu ihr Grab am Deutschen Friedhof im Vatikan auf.“ (S. 201). Der Verfasser orientiert sich in diesem Kapitel an Monsignorina (Münster 2014), von Gudrun Sailer (S. 202).

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